Oscars 2024: Ryan Goslings "I'm Just Ken" war der beste Moment des ganzen Abends (2024)

Ryan Gosling ist ein Schauspieler, der sich nicht zu ernst nimmt. Bei den Oscars 2024 zeigte er dies mit einer grandiosen musikalischen Darbietung.

Diejenigen, die Zweifel daran gehabt haben, dass Ryan Gosling mit seiner Performance des Songs “I'm Just Ken” bei den Oscars 2024 für einen der unterhaltsamsten Momente des Jahres sorgen würde, wurden eines Besseren belehrt. Denn der Schauspieler lebte sein absolut bestes Ken-Life beim wichtigsten und extravagantesten Abend der Filmindustrie.

Es war nicht nur der beste Moment des Abends, sondern auch der beste Oscar-Moment seit Jahren. Es scheint, dass die Produzenten sich daran erinnert haben, dass diese Veranstaltungen vor allem Spaß machen sollen. Überlegen Sie mal: Wann hatten wir das letzte Mal einen eindeutigen, echten “Oscar-Moment”, der nicht von Kontroversen durchzogen war. Sei es die Backpfeife Will Smiths oder die Verwechslung von “Moonlight” mit “La La Land” durch Warren Beatty und Faye Dunaway?

Dank Ryan Gosling waren die Oscars 2024 ein Event für die Geschichtsbücher

Selbst die eingesessenen Fans der Award Season, also all jene Menschen, die sich für ihre Bildschirmzeit am Handy ein wenig schämen, müssen dies zugeben – egal, ob Ryan-Gosling-Fan oder nicht. Es ist jene Prise an Glamour, die der Preisverleihungen seit langem gefehlt hat. Drama, Pep, ein bisschen von dem guten alten Showbiz. Schließlich soll der Abend eigentlich der Höhepunkt im Kalender der Entertainment-Branche sein. Ein Abend, an dem sich alle Stars versammeln, um die besten Filme des Jahres zu feiern, den Hut vor der Leistung der Kolleg:innen zu ziehen und ein oder zwei Achtzigjährigen dabei zuzusehen, wie sie sich bei der Bekanntgabe der Gewinner:innen verhaspeln. Zugegeben, letztes Jahr gab es durchaus einen besonderen Moment, allerdings überzeugte dieser nicht jeden mit seiner Kunstfertigkeit. Gemeint ist natürlich Ariana DeBoses Rap, der innerhalb Sekunden zum viralen Meme wurde. “Angela Bassett did the thing” (zu Deutsch: Angela Bassett hat das Ding gemacht) ist ein ikonischer Vers, der nie wieder in Vergessenheit geraten wird. So sehr das Internet diese Aufführung auch verurteilte, wenigstens war es ein unterhaltsamer Moment, bei dem niemand zu Schaden kam.

Womit wir wieder bei “I'm Just Ken” wären. Für den Auftritt strahlte Gosling förmlich in Pink, was anderes wäre ohnehin schlicht undenkbar gewesen. Pinker Glitzeranzug, pinke Lederhandschuhe, pinkes Hemd und es wurde sogar eine pinke Treppe aufgebaut. Zu Beginn der Performance saß Gosling versteckt im Publikum, direkt hinter Margot Robbie. Als er sich unter dem breitkrempigen Hemd dann zeigte, sang er zunächst seinem Co-Star und Hauptdarstellerin aus “Barbie” ein Ständchen, bevor es für ihn hoch auf die große Bühne ging. Dort wartete dann bereits Mark Ronson mit einer Gitarre und auch ein Ensemble an Kens auf ihn – 65 Kens, um genau zu sein. Simu Liu gesellte sich zu ihm, ebenso wie Ncuti Gatwa und Kingsley Ben-Adir. Und genau wie der Song, der als gedämpfte Ballade beginnt und sich zu einem Glam-Rock-Crescendo aufbaut, steigerte sich der Maximalismus von da an nur noch, eine Entwicklung absurder als die andere. Sogar Slash – ja, Slash – tauchte auf, um sein musikalisches Talent beizusteuern – Kens N' Roses.

“I'm Just Ken” bei den Oscars war eine herrlich unseriöse Angelegenheit

Es war legendär, hochkarätig und erfrischend unseriös. Besonders da die Oscars von manchen sonst gerne als ein Event zur Selbstdarstellung des Egos genutzt wird. Ein Ort, an dem reiche Leute Champagner trinken, Kaviar in riesigen Mengen verzehren und einander beteuern, wie toll und talentiert sie doch alle sind. “I'm Just Ken” ist das perfekte Kontrastprogramm dazu, die Message des Songs könnte kaum besser passen. Besonders der Umstand, dass Gosling dieses Lied singt. Immerhin ist er als einer der am wenigsten prätentiösen Filmstars bekannt und weiß Privatsphäre zu schätzen. Da er sich nicht zu ernst nimmt, spielt er auch gerne einfach mal den Trottel, wie in “Barbie”. Warum auch nicht? Es ist eine Rolle, die wenigstens Spaß macht. Und obwohl die Oscars 2024 eigentlich im Zeichen des Films “Oppenheimer” standen, der mit sieben Preisen, darunter drei der wichtigsten (bester Film, beste Regie und bester Hauptdarsteller), absolut abgeräumt hat, ist “Barbie” der Gewinner der Herzen. Zumindest allemal Ryan Gosling und der Soundtrack des pinken Blockbusters. Auch wenn “I'm Just Ken” nicht den Preis für Best Original Song gewann, so tat es wenigstens “What Was I Made For”, ebenfalls aus “Barbie”.

Dieser Artikel erschien im Original bei GQ UK.